Die katholische Stadtpfarrkirche St. Sylvester im Münchener Stadtteil Schwabing ist die frühere Dorfkirche Schwabings und gehört zu den ältesten Kirchorten im heutigen Stadtgebiet. St. Sylvester in der Biedersteiner Str. 1 befindet sich im früheren Dorfkern, heute Alt-Schwabing genannt, nahe dem Englischen Garten.
Durch eine Schenkungsurkunde ist die Existenz von Schwabing (Suuapinga) im Jahr 782 bezeugt. Der Ort kann aber noch wesentlich älter sein, wie bronzezeitliche Bodenfunde im westlichen und südlichen Schwabing belegen. Seit wann es eine Kirche gab, ist hingegen unbekannt. Die ältesten Teile des heutigen Baus, die quadratischen Stockwerke des Turms, gehen bis in die Zeit um 1200 zurück. In gotischer Zeit wurde der St. Ursula geweihte Bau vergrößert. Die Außenmauern dieser Kirche sind noch mit denen des heutigen Altbaus identisch. Im 17. Jahrhundert stuckierte man den mittelalterlichen Bau und richtete drei neue Altäre auf. Der rechte ist dem hl. Sylvester geweiht, dem damaligen Neben- und heutigen Hauptpatron. Bis zum 27. Februar 1811 war St. Ursula eine Filialkirche von St. Margaret in Sendling. Erst jetzt hatte Schwabing einen eigenen Pfarrer.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brauchte das rasant wachsende Schwabing eine größere Kirche. Deshalb ließ Pfarrer Dr. Peter Erlacher 1894–1897 die neue Ursula-Kirche am Kaiserplatz errichten (Architekt: August Thiersch); die alte Ursula-Kirche wurde vorübergehend wieder Filialkirche.
Nach dem Ersten Weltkrieg erschien eine Teilung der großflächigen Ursula-Pfarrei sinnvoll: Östlich der Leopoldstraße wurde am 1. Juli 1920 die St. Sylvester geweihte Kuratie abgetrennt, im Westen die Kuratie St. Sebastian. Am 1. Dezember 1921 erhob Erzbischof Michael Kardinal von Faulhaber St. Sylvester zu einer eigenständigen Pfarrei. Unter dem Gründungspfarrer Dr. Ernst Fiedler entstanden 1925–1926 der nördlich an den Altbau anschließende Verbindungsbau und die neue Kirche in neobarockem Stil (Architekt: Hermann Buchert).
Die reizvolle Kombination des barockisierten Altbaus, der noch die Stimmung der ehemaligen Dorfkirche ausstrahlt, mit dem lichten, großzügigen Neubau führte dazu, dass St. Sylvester eine weithin bekannte Hochzeitskirche geworden ist.
Näheres zur Geschichte von Schwabing und seiner ältesten Kirche ist nachzulesen in:
Zwei Kirchen unter einem Dach
St. Sylvester in München-Schwabing
800 Jahre Geschichte, Kunst und Kultur
verfasst von Prof. Sibylle Appuhn-Radtke
erschienen im Verlag Franz Schiermeier München, 2020
ISBN 978-3-943866-92-6